New Ulm Post 1917.11.16.
[1] Research, transcription and comments by Jorgen Malling Christensen.
Illustrations by Sverre Avnskog.
New Ulm is a city in Brown County, Minnesota. It was founded in 1854 by the German Land Company of Chicago. The city was named after the city of Neu-Ulm in the state of Bavaria in southern Germany, with which city New Ulm is twinned. The vast majority of the inhabitants in the 1800s were German settlers from Bavaria, and the city to this day retains a strong tradition of German culture. It is therefore no surprise that the daily newspaper, New Ulm Post, continued to use German language, even in 1917, some 60 years after the arrival of the first German settlers.
In this text positive credit is given to Malling-Hansen for his important physiological research into the periodic growth patterns of children - a research field, which in today’s scientific world has expanded and deepened under the umbrella name of ‘Chronobiology’. Malling-Hansen is probably one of the most important pioneers of this field of research, although few contemporary scientists are aware of his importance.
This important and well-written article can be easily accessed, since it is freely available from the site Chronicling America hosted by the Library of Congress. The library has digitalized some of the American newspapers from the 19th and 20th century.
Neues aus Natur- und Heilkunde.
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Sonne und Wachstum.
Der mächtige Einfluss des Tagesgestirnes tritt am deutlichsten in dem Wachstum der Pflanzen zum Vorschein; diese Tatsache ist so augenfällig, daß sie keiner Begründung bedarf. Nur die Einzelheiten dieses Vorganges entziehen sich der flüchtigen tagtäglichen Beobachtung, und so dürfte es vielen unbekannt sein, daß z.B.das Wachstum unserer Bäume in zwei Perioden zerfällt. Im April beginnen bei uns die Bäume zu sprießen und in die Länge zu wachsen; das Längenwachstum erreicht zwischen Mitte und Ende Mai sein Maximum, hört in der Mitte des Juni ein wesentlichen auf, und es tritt dann scheinbar eine Ruhepause in dem Wachstum der Pflanze ein. Scheinbar; denne der Baum wächst auch jetzt fort, aber nicht in die höhe, sondern in die Dicke, unde diese Zunahme seines „Körpers“ erreicht im Juli ihr Maximum.
Man hat nun oft den Menschen mit einem Baum verglichen, der im Regen und Sonnenschein gedeihe; das poetische Gleichnis ist berechtigter, als man denken sollte; denn inder Tat weist auch das Wachstum der Kinder dieselben Perioden des Längen- und Dickenwachstums auf.
Unsere Jugend wächst nicht stätig von Tag zu Tag, wie man allgemein glaubt. Die Gewichtsverhältnisse der Kinder unterliegen alljährlich drei Hauptperioden, einer Maximal-, einer Mittel- und einer Minimalperiode. Im August beginnen die Kinder an Gewicht am stärksten zuzunehmen, und dieser Vorgang währt bis Mitte Dezember; von da an bis zum Ausgang des April ist die Gewichtszunahme eine geringere, und vom Schluß des April bis zum Schluß des Juli währt die Minimalperiode, in welcher fast die ganze in den Monaten Januar bis April gewonnene Gewichtszunahme wieder verloren geht.
Aehnlichen Schwankungen unterliegt auch der Längenzuwachs der Kinder. Etwa 3½ Monate, im August bis gegen Ende November, wachsen sie fast gar nicht in die Höhe; vom Schluß des November bis gegen Ende März wachsen sie nur mäßig, während sie vom Ausgang des März bis zur Mitte des August mit voller Kraft in die Höhe schießen.
Noch vor einigen Jahren waren diese eigenartigen Tatsachen dem Forscher völlig unbekannt, obwohl ihre kenntnis eine große praktische Bedeutung zur Folge haben wird. Das Wachstum des Körpers hat auf alle Funktionen des Lebens einen so großen Einfluß, daß der Arzt und der Pädagoge dasselbe bei der Feststellung der Schulferien, der Prüfungen, der Anordnung von Erholungskuren usw. berücksichtigen muß. Es unterliegt keinen Zweifel, daß die Stärkung des Körpers dann am besten erzielt wird, wenn die derselben dienenden Mittel in der Maximalperiode des Wachstums zur Anwendung gelangen unde der Arzt den natürlichen Vorgang regelt und nach Kräften unterstützt. Wie es Frühjahr und Herbst in dem Obstgarten gibt, so sind auch, wie wir jetzt erfaren, Zeiten des Blühens und der Ruhe in dem bildlichen Menschengarten, der Schule, vorhanden.
Der Stand der Wissenschaft gestattet augenblichlich noch nicht, nach den neu gesammelten Erfahrungen allgemeine Regeln aufzustellen. Die Zahl der Beobachtungen über die Perioden im Wachstum der Kinder ist noch zu gering. Wir verdanken dieselben lediglich den mühevollen Arbeiten von R. Malling-Hansen, Direktor und Prediger an der kgl. Taubstummen-Anstalt in Kopenhagen, der seine neueste Erfahrungen in dem Werke „Perioden im Gewicht der Kinder und in die Sonnewärme“ niedergelegt hat. Seine Schlüsse hat er auf dem Material fortgesetzter täglicher Wägungen und Messungen der Anstaltskinder aufbebaut.
Malling-Hansen hat auch versucht, den Grund der Periodicität im Wachstum zu finden, und er glaubt dieselbe auf die gleichfalls periodischen Schwankungen in der Wärmestrahlung der Sonne zurückführen zu müssen.
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[1] JMC: The same article (in German language) was published in ‘Detroiter Abend-Post’ (Detroit, Michigan) October 28, 1917 and in ‘Der Tagliche Demokrat’ (Davenport, Iowa) also October 28, 1917.